Der schwarze Tod

Der schwarze Tod

Verflucht sei’st du aus tiefstem Grunde,
Du Mörderin, du grimme Noth:
Du schlugst mir meine Todeswunde,
Du jagtest früh mich in den Tod.

Du hieltest mich, du Ungeheuer,
Mit Eisenklammern fest umspannt,
Du löschest mir mein Lebensfeuer
Mit deiner eis’gen Todtenhand.

Du hieltst seit meinen Kindestagen
Mich an dein grausig Herz gedrückt,
Du hast mein ganzes Glück erschlagen,
Mir alle Lebenskraft zerstückt.

Ich fluche dir aus tiefstem Herzen,
Doch nicht um meinetwillen blos:
Dein endlos‘ Meer von Gram und Schmerzen
Ist, ach! so vieler Menschen Los!

Verflucht sei’st du aus tiefstem Grunde
Du Mörderin, du grimme Noth,
Auf Gottes weitem Erdenrunde
Bist du der wahre „schwarze Tod“!

Brünn. Leopold Schwarz.

Österreichische Musik- und Theaterzeitung (Wien, Leipzig), 9. Jahrg., 15. Februar 1897, Nr. 12, S. 2. Online