Wie lange noch?

Wie lange noch?

Wie lange noch, du welscher Feind,
Bleibst völlig du von Sinnen?
Hast du noch nicht genug beweint
Dein schreckliches Beginnen?

Wie lang noch soll dein blinder Wahn
Dich teuflisch ganz umstricken?
Sollst du auf deiner schiefen Bahn
In Blut und Schmach ersticken?

O, welch‘ ein finst’rer Höllengeist
Hält, Welscher, dich gefangen,
Daß du so unaussprechlich dreist
Nach Unrecht trägst Verlangen?

Siehst, Römer, du noch immer nicht,
Daß dich ein Dämon kirrte,
Daß, wer die Treue ruchlos bricht,
Nur stets ins Elend irrte?

Italien, wie sank’st du tief!
Wie sollst du dich erheben?
Der Geist, der in den Krieg dich rief,
Zerfrißt dir Ehr‘ und Leben!

Brünn, im Nov. 1915. Leopold Schwarz.

Literarische Beilage zur Tiroler Soldaten-Zeitung, 23. November, S. 3-4. Online